Jugend forscht Beim Regionalwettbewerb in Lampertheim wurden die Bergsträßer Sieger und Teilnehmer am Landeswettbewerb ermittelt
Junge Tüftler mit cleveren Ideen
Jonas war genervt. Vor allem bei Gruppenarbeiten ging es in seiner Klasse meistens ziemlich laut zu. „Das störte mich, ich kann mich dann nicht richtig konzentrieren“, so der 12-jährige Zwingenberger. Da erinnerte er sich an seine Grundschulzeit, als seine Lehrer den Geräuschpegel im Klassenzimmer mit einer sogenannten Lärmampel signalisiert hatten – eine optische Anzeige, die wie eine Verkehrsampel funktioniert und mitteilt, ob die Schüler prima leise oder doch zu redselig sind.
Digitale Lärmampel
Mittlerweile ist Jonas unter die Tüftler gegangen. In der schulübergreifenden Bensheimer Mint-Garage am Goethe-Gymnasium hat er sich aus einem Calliope-Einplatinen-Minicomputer seine eigene digitale Lärmampel gebaut. Er wollte wissen, ob man durch ein synchrones Anzeigen der jeweiligen Geräuschkulisse einen stilleren Unterricht erreichen konnte. Man kann: Bei einem Live-Versuch mit drei Klassen wurde der Lärm mindestens halbiert. Jetzt will er in der Mint-Garage mit dem 3D-Drucker noch ein schickes und funktionales Gehäuse konstruieren und ein besseres Display einbauen. „Außerdem soll die Anzeige auf Gruppen- oder Einzelunterricht umschaltbar sein“, so der Sechstklässler von der Bensheimer Geschwister-Scholl-Schule, der für seine Idee den ersten Platz beim Regionalwettbewerb „Schüler experimentieren“ im Bereich Arbeitswelt erzielt hat.
Kluge Köpfe wie Jonas Celik gab es am Samstag in jeder Ecke zu sehen. Insgesamt 41 waren nach Lampertheim gekommen. Sie alle haben an der 55. Runde von „Jugend forscht“ und „Schüler experimentieren“ teilgenommen. Letztere ist die Juniorensparte des Wettbewerbs, bei der Jungforscher von Bergstraße und Odenwald antraten, die am 31. Dezember des Anmeldejahres nicht älter als 14 Jahre waren. So wie Jonas, der nächstes Jahr mit einem optimierten Modell seiner Computer-Ampel wieder mit dabei sein will. „Die meisten Schüler fanden die Anzeige hilfreich“, so der Juniorsieger zu unserer Zeitung.
Aufgeteilt waren die Teilnehmer in die Themengebiete Biologie, Mathematik/Informatik, Physik, Technik, Chemie und Arbeitswelt. Es ging um klimatisierte Fahrradsattel, eine wirksame Entfernung von Nitraten aus dem Trinkwasser und um die Frage, ob sich die Frequenzwellen von Smartphones negativ (oder positiv) auf das Wachstum von Pflanzen auswirken.
Schüler des Bensheimer Goethe-Gymnasiums wollten wissen, wie man Alkohol aus Holzabfällen gewinnen kann. Ein 17-jähriger Mountainbiker aus dem Alten Kurfürstlichen Gymnasium Bensheim war es leid, ständig seine Fahrradkette schmieren und nachziehen zu müssen: Luis Brettinger wollte einen Antriebsriemen entwickeln, der leise ist, kein Fett braucht und wartungsarm läuft. Metal auf Metall erzeugt Abrieb, die Kette dehnt sich, rostet und braucht Öl.
Wartungsarmer Fahrradantrieb
„Ein Zahnriemen ist besser, aber nicht seitlich auslenkbar wie ein klassisches Kettensystem“, so der Lorscher, der täglich mit dem Bike zum AKG in die Nachbarstadt rollt. Eine mögliche Variante mit Getriebeschaltung hat ihn nicht überzeugt. Also wollte er beide Systeme vereinen: ein leichter Riemen, der eine Schaltung wie eine normale Kette ermöglicht. Mit hohem Wirkungsgrad und niedrigem Verschleiß. Ein Seil aus Aramit-Faser mit aufgebrachten Kugeln aus Hartkunststoff war die Lösung.
Der Prototyp kam aus dem 3D-Drucker. Es läuft. Jetzt will Luis (Leistungskurse Mathe und Physik) seinen Antrieb weiter perfektionieren. Ein Wiedersehen bei „Jugend forscht“ ist recht wahrscheinlich.
© Bergsträßer Anzeiger, Montag, 17.02.2020