Goethe-Roboter spielt Fußball in Gießen

„Goethes Kickers“ mit erfolgreichem Debüt in der Football Category der World Robot Olympiad

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Computerprogramme schlagen mittlerweile jeden menschlichen Spieler im Schach oder – Sensationsmeldung im Jahr 2016 – obsiegen sogar im bezüglich der möglichen Spielzüge weitaus komplexeren Spiel „Go“. In anderen „Sportarten“ hinken die Maschinen dem Menschen dagegen weit hinterher. Eine solche Sportart ist Fußball. Der große Rückstand wirkt auf Forschergruppen weltweit besonders motivierend: Anders als bei Schach oder Go müssen im Bereich Fußball nicht nur Software, sondern auch mechanische Konstruktionen her, die dann in Kombination das Runde ins Eckige bringen sollen.

Die Liga RoboCup positioniert sich deutlich: Im Jahr 2050 soll es das erste Mal gelingen, dass eine Mannschaft aus Robotern den dann amtierenden Weltmeister (menschlich) im Fußball schlägt. Ein spannendes Feld also, auf dem sich seit der Saison 2018/19 nun auch ein Team des Goethe-Gymnasiums versucht: „Goethes Kickers“.

Ein halbes Jahr lang hatten die Siebtklässler Julian Merz (Programmierung), Nikas Krumm und Tom Kaplan-Reiterer (beide Konstruktion) an ihrem Roboter getüftelt, der am vergangenen Samstag in Gießen gegen die Roboter von vier anderen Teams im eins-gegen-eins-Modus angetreten ist.

Schon während der Testläufe am Vormittag zeigte sich, dass alle Teams mit den gleichen Problemen zu kämpfen hatten: Die Position des Tores ist aus Sicht des Roboters äußerst schwer zu bestimmen und selbst wenn die Koordinaten des Tores korrekt berechnet wurden, ist es äußerst schwer, den Ball ins Tor zu „dribbeln“. Zum Problem des Dribbelns hatte das Team des Goethe die beste Lösung im Feld der Konkurrenten konstruiert: Einen beweglichen „Fuß“, mit dem sich zumindest sanfte Richtungsänderungen bewerkstelligen lassen, ohne den Ball dabei zu verlieren. Auch im Bereich Software konnte sich die Lösung der „Goethes Kickers“ sehen lassen: Durch geschicktes Ausnutzen der Spielfeldgeometrie (relativ großes Tor, relativ kleiner Bereich, in dem der Ball während eines Spiels tatsächlich frei ist) lässt sich mit nur einer Messung des Abstands Roboter – Seitenauslinie ein Winkel raten, unter dem sich mit großer Wahrscheinlichkeit das gegnerische Tor befindet.

Vor dem ersten Spiel des Tages war die Anspannung der drei Robotiker vom Goethe besonders groß, legte sich aber schnell, als klar wurde, dass man dem gegnerischen Roboter deutlich überlegen war. So endete der erste wirkliche Test des Goethe-Roboters mit 4:0. Die zweite Partie verlief ähnlich und endete mit 4:1 für „Goethes Kickers“. Ärgerlich: Das Gegentor war das schönste Tor des Tages – allerdings ein Eigentor des Goethe-Roboters. Dabei hatte Programmierer Julian Merz am Vortag des Wettbewerbs noch viele Stunden an einer Softwarelösung gearbeitet, die Eigentore um jeden Preis verhindern sollte.

Im dritten Spiel trafen „Goethes Kickers“ dann auf ein gleichstarkes Team. Die Partie verlief deutlich zäher als die vorangegangenen Spiele – am Ende siegte das Goethe-Team mit einem Zufallstreffer 1:0. Das letzte Spiel des Tages war gleichzeitig auch das spannendste, denn die bis dahin ungeschlagenen Goetheianer trafen auf das einzige bis zu diesem Zeitpunkt ebenfalls ungeschlagene Team. Beide Roboter waren wieder etwa gleichgut entwickelt, der Goethe-Roboter allerdings mit deutlich besserer Kraftübertragung zwischen Reifen und Spielfeld konstruiert. Zusammen mit der nicht funktionierenden Eigentorabwehr ergab sich daraus ein spektakulärer Treffer, bei dem der Goethe-Roboter den Roboter des gegnerischen Teams zunächst seitwärts über das halbe Spielfeld schob und diesen dann als verlängerten Fuß für ein Eigentor mit Ansage verwendete.

Nach kurzer Enttäuschung über die so spektakulär verlorene letzte Partie konnten sich die drei Schüler vom Goethe dann bei der Siegerehrung schon wieder sichtlich über den zweiten Platz freuen.

Neben Urkunden, Glückwünschen und einer Tasche voller Sachpreise haben die jungen Robotiker in Gießen vor allem viel Erfahrung eingesammelt, die schon zu einer ganzen Reihe von Ideen geführt hat, wie man in der kommenden Saison noch erfolgreicher abschneiden kann. Der Clou an Wettbewerben der World Robot Olympiad: Alle Newcomer spielen in ihrer ersten Saison nur unter sich. Ab der kommenden Saison wird man also anders als in diesem Jahr auch auf alte Hasen treffen – challenge accepted.

Für das Team: Coach Tobias Braumann