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Goethe-Gymnasium Bensheim
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„Grand merci“: 40 Jahre Französisch als erste Fremdsprache am Goethe-Gymnasium

Laura Dee, Chansonnière mit Wurzeln am Goethe-Gymnasium, trat beim 50. Diwan-Abend in der Mensa auf

Seit 2009 veranstaltet der Förderverein des Goethe-Gymnasiums mehrmals im Jahr sogenannte Diwan-Abende, bei denen Fragestellungen thematisiert werden, die über den Schulalltag hinaus reichen. Aktuell galt es, ein zweifaches Jubiläum in angemessener Form zu begehen. Der 50. Diwan-Abend stand an, und die Einführung von Französisch als erster Fremdsprache jährte sich zum 40. Mal. So wurde am Dienstagabend in der Schulmensa als 50. Ausgabe ein Diwan-Spezial zu diesem Thema initiiert, bei dem als Stargast die Chansonnière Laura Dee aus Berlin auftrat.

Schülerinnen und Schüler der Klasse 5 b stimmten unter der Leitung ihrer Lehrerin Nicole Forster mit zwei in französischer Sprache vorgetragenen Willkommensliedern das Publikum in der gut besuchten Mensa auf den Abend ein. Dagmar Ecker begrüßte dann Gäste und Künstlerin im Namen des Fördervereins und dankte insbesondere der Fachschaft Französisch für die Organisation der Feier.

Seitens der Schulleitung schloss sich Nicole Guthier an und leitete zum ersten Chanson-Auftritt der Pianistin und Songwriterin Laura Dee über. Sie stammt aus Bensheim, heißt mit bürgerlichem Namen Laura Dietrich und war in den frühen 90er Jahren selbst F1-Schülerin am Goethe. Die elegante Künstlerin mit schwarzem Kleid und roter Baskenmütze nahm auf der Bühne am Flügel Platz und zog nach kurzer Einleitung die Zuhörenden mit Stücken ihres neuen Albums „Courageusses“ in ihren Bann. Im Stil klassischer Chansons sang sie beim Titel „Toxique“ über die Problematik im Umgang mit sozialen Medien. Beim zweiten Stück mit dem Titel „Baguette, Croissant, Fromage“ sang das Publikum wiederholt zu den im Chanson eingefügten Passagen des bekannten Volkslieds „Sur le pont d‘Avignon“ kräftig mit, was sie bei französischem Publikum nicht so erlebe. Es sei den Menschen dort wohl peinlich, vermutete die Künstlerin, die in Berlin Französisch und Musik unterrichtet.

Große Bedeutung des Schüleraustausches sei von Anfang an erkannt worden

Nachdem durch diese und zwei weitere Darbietungen alle auf Französisch in Stimmung gebracht worden waren, ließ die Leiterin des Schwerpunkts Europa am Goethe-Gynasium Tina Limp in ihrem Vortrag die „40 Jahre Französisch als erste Fremdsprache am Goethe“ Revue passieren. Die Idee dazu habe der frühere Schulleiter Heinz-Jürgen Schocke aufgebracht, als er 1984 die Leitung des Gymnasiums übernommen habe, und habe dabei auch auf eine Tradition der Schule zurückgegriffen. Als diese vor mehr als 150 Jahren (1872) als Höhere Töchterschule gegründet worden war, wurde dort allen jungen Damen als erste Fremdsprache Französisch gelehrt.

Mit der Einrichtung einer Französischklasse ab 1985 sei ein frischer Wind ans Goethe-Gymnasium gekommen, das Profil der Schule sei dadurch geschärft und die Schülerzahl stabilisiert worden. Die Fachschaft sei seither stetig gewachsen, habe ein eigenes didaktisches Konzept entwickelt und bestehe inzwischen aus 16 engagierten Lehrkräften. In diesem Jahr könne man erstmals zusätzlich auf einen französischen Fremdsprachenassistenten zurückgreifen.

Die große Bedeutung des Schüleraustauschs sei von Anfang an erkannt worden. Man habe trotz vieler Schwierigkeiten, wie beispielsweise der Suche nach geeigneten Partnerschulen, dem in Frankreich sinkenden Interesse an der deutschen Sprache oder den Zwängen des dortigen Schulsystems stets neue Wege gesucht und über die Jahre stabile Kontakte knüpfen können. Freundschaften seien dabei entstanden, aus denen verlässliche Austausche mit zwei elsässischen Schulen erwachsen seien. Darüber wurden regelmäßige Besuche im Nachbarland ins Fahrtenprogramm der Schule aufgenommen worden.

Ehemalige Schülerinnen untermauerten das Programm mit Ausführungen

Mit unterschiedlichen Aktionen wie dem Feiern des „Journée franco-allemande“, dem Vermitteln von Chansons, Gedichten und Sketchen in dieser schönen Sprache schon ab der 5. Klasse oder der Aufführung kleinerer Theaterstücke auf Französisch sei man stetig bemüht, etwas Frankreich ans Goethe zu holen. Über zehn Jahre hat eine entsprechende Theater-AG mit eigenen Bearbeitungen klassischer Werke der französischen Literatur Erfolge gefeiert und dabei zweimal einen Preis beim Bundesfremdsprachenwettbewerb erhalten.

Dass jedes Jahr 15 bis 20 Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 9 am Erwerb des französischen Sprachzertifikats DELF teilnehmen, unterstreiche, dass die Fachschaft von Anfang an viel Leidenschaft investiert habe und das Sprachangebot mit immer neuen Ideen und Initiativen lebendig gestalte. Dabei sei man über die Jahre von allen jeweiligen Schulleitern unterstützt und gefördert worden und bedanke sich mit einem „grand merci!“

All das wurde durch die anschließenden Ausführungen der beiden ehemaligen Schülerinnen Franziska Steckel und Sara Kredel untermauert, die von 2004 bis 2013 das Goethe-Gymnasium besucht hatten. Beide hatten in einer Französischklasse angefangen und mit dem Leistungskurs in dieser Sprache ihr Abi abgelegt.

Sie waren beim Wechsel von ihren Grundschulen mit dem festen Wunsch, zuerst Französisch lernen zu wollen, ans Goethe gekommen und hätten ihre Wahl nicht bereut. Auch wenn beide in ihren heutigen Berufen keine direkte Notwendigkeit für entsprechende Sprachkenntnisse hätten, so helfe ihnen das Beherrschen der französischen Sprache doch nach wie vor in vielen Alltags- und Berufssituationen.

Kräftiger Applaus für ehemalige Schülerin und Sängerin

Bevor man zum geselligen Teil des Abends mit Crêpes und Cidre überging, folgte ein weiterer Auftritt der ehemaligen Goetheschülerin Laura Dee. Mit dem Song „Emotionnellement indisponible“ glaubt sie den Titel „Ne me quitte pas“ von Jacques Brel als traurigstes Chanson abgelöst zu haben. Sie besingt darin die Unmöglichkeit einer echten Beziehung, und das Zuhören machte auch schon ein wenig sentimental.

In „Un corps sexy“ besang sie unangebrachtes männliches Machogehabe, und in ihrem letzten Stück, einem Rap-Song, thematisierte sie die geringe Entlohnung, die Kunstschaffende für das Streamen eines Songs erhalten. Er trug den Titel „0.003 Euro“, was in französischer Sprache mit „zéro-point-zéro-zéro-trois-euro“ als schnelle Rapsequenz recht beeindruckend klingt.