Orientierungstage – Zeit für mich! Erstmals am Goethe-Gymnasium

Orientierungstage GGB20 Oberstufenschüler:innen des GOE begaben sich vergangene Woche vom 1.-3.7.2024 auf eine außergewöhnliche Fahrt, die es so bislang als schulisches Angebot noch nicht gab – den Orientierungstagen.

Ziel war das ehemalige Kloster Höchst im Odenwald, einem Jugendhaus der evangelischen Kirche, um dort, an einem außerschulischen Lernort konfessionsungebunden, einmal viel Zeit für sich zu haben und sich über die eigenen Ziele und eventuellen Berufspläne bewusst zu werden. Nach einer angenehmen Anreise mit dem Bus, die die Gruppe durch wunderschöne sattgrüne, sanft-hügelige Landschaften des nördlichen Odenwalds führte, begann man nach dem Beziehen der komfortablen Zimmer, rasch mit der ersten Arbeitseinheit am Vormittag.

Ziel der Arbeitseinheiten war es zunächst einmal, den Schüler:innen unsere heutige Welt, die in einem soziologischen Modell als BANI-Welt bezeichnet wird, in dem alte Werte und Regeln nicht mehr gelten, näherzubringen, um sich dann damit z.T. identifizieren zu können, aber vor allem, um gemeinsam Wege zu finden, wie man dieser „wilden Welt“ auf positiv- konstruktive Weise begegnen kann. Daneben gab es viel Raum zur Selbstreflexion und -findung. Hierfür beging man u.a. das schön angelegte Labyrinth aus Buchsbaumhecken im Klostergarten als Morgenimpuls oder beschäftigte sich mit einer Selbst- und anschließenden Fremdeinschätzung. Natürlich gab es auch Zeiten für den Erfahrungsaustausch untereinander. Besonderer Beliebtheit erfreute sich hierbei die Übung „Ich bin dann mal weg!“, bei der sich die jungen Erwachsenen mit einem ihnen bislang unbekannten Gruppenmitglied eine dreiviertel Stunde lang, beim Gehen über das weitläufige Klostergelände, über ihre Zukunftspläne austauschten. Der Abend bot bei Bedarf regelmäßig Platz für Individuelle Beratungsgespräche, um ihn dann jeweils in geselliger Runde miteinander ausklingen zu lassen.

Das Highlight des zweiten Tages war der Besuch der sog. Ausbildungsbotschafter, die von der IHK Darmstadt angereist kamen und von ihrem Werdegang und den Betrieben, in denen sie zurzeit gerade ihre Ausbildung absolvieren, berichteten. Interessant war es hier für die SuS zu sehen, dass 320 Ausbildungsberufen nahezu 22000 Studiengänge gegenüberstehen und eine Ausbildung, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels, durchaus auch eine Einstiegsoption nach dem Abitur sein kann, vor allem dann, wenn man sich bei der Wahl eines späteren Studiums noch sehr unsicher ist.
Der Spaß kam natürlich auch nicht zu kurz. In den Arbeitseinheiten wurde zwischendurch immer wieder einmal heftig geklatscht und miteinander gelacht. „Einfach mal machen, könnte ja gut werden!“, wurde hierbei zum Lieblingsmantra unter den Teilnehmenden.

Da es ein wichtiges Ziel der Orientierungstage war, die SuS von mehr Selbsttätigkeit in die Selbstverantwortung zu geleiten, stand am Ende der gemeinsamen Zeit die Aufgabe, eine Selbstpräsentation, die Auskunft über das Erlernte bzw. für sich Erkannte widerspiegelte, anzufertigen.

Die OT dienen primär nicht dazu, innerhalb dieser Zeit den Beruf oder das Studium für sich aufgezeigt zu bekommen. Durch die besondere Umgebung außerhalb der Schule geben sie allerdings den Raum und die Zeit, in Ruhe, ohne den gewöhnlichen Zeit- und Leistungsdruck zu sich zu kommen und auf seine innere Stimme zu hören. Dadurch kann man sich sowohl seiner Stärken und Ziele bewusstwerden als auch dem, was man nicht braucht: was/ wer einen schwächt. Das dient wiederum als gutes Fundament, auf das die Schüler:innen gestellt werden sollen, um so zuversichtlich und gestärkt ihren zukünftigen (Berufs-/ Studien-) Weg leichter finden zu können.

Die OT wurden unter der Leitung von Frau Keller, die auch als Schulseelsorgerin am GOE tätig ist, geplant und mit Hilfe ihrer Kollegin Frau Zamorano durchgeführt. In vielen Gesprächen mit ehemaligen Abiturienten gewann die Lehrkraft immer wieder den Eindruck, dass viele auf die Frage: „Was habt ihr denn jetzt nach dem Abi vor?“, noch gar keine Antwort hatten, ratlos und zum Teil auch sorgenvoll und ängstlich dieser Zeit des Übergangs entgegenblickten. Die Angst gründete vor allem darin, eventuell eine falsche Entscheidung treffen zu können. Ziel der OT war es deshalb von Anfang an, diese Ängste und Unsicherheiten mittels o.g. Maßnahmen abzubauen. Die durchweg positiven SuSrückmeldungen bestätigen die Schulseelsorgerin in ihrer Annahme, dass es tatsächlich einen Bedarf an einem solchen Angebot für die Oberstufenschüler:innen am GOE gibt.