Der frühere Eintracht-Kapitän war zu Gast an seiner ehemaligen Schule
Auch wenn Sebastian Rode in diesem Sommer seine Karriere als Profifußballer beendet hat, der in Bensheim lebende ehemalige Kapitän von Eintracht Frankfurt hat immer noch locker Luft für 90 Minuten. Das stellte er beim Besuch am Goethe-Gymnasium in Bensheim unter Beweis, der Schule, in der Rode im Jahr 2010 sein Abitur erreichte und der er sich bis heute sehr verbunden fühlt. Rode war zu Gast beim „Diwan Spezial – Talk auf dem Sofa“, einer Veranstaltung des Fördervereins des Gymnasiums, die im Jahr 2009 ins Leben gerufen wurde und seitdem in vierteljährlichem Abstand zu Gesprächsabenden für „Themen über den Schulalltag hinaus“ einlädt.
Diese Abende finden in der Regel in der Schul-Bibliothek statt und die Zahl der Teilnehmer hält sich ansonsten im überschaubaren Bereich. Wenn dann aber eine der Galionsfiguren der Frankfurter Eintracht zu Gast ist, der mit den Adlerträgern als Kapitän im Mai 2022 die Europa League gewonnen hat, dann muss man umziehen – und so war die Mensa Schauplatz der Talkrunde. Diese war aufgeteilt in drei Blöcke, die vom ehemaligen Schulleiter Jürgen Mescher, der aktuellen stellvertretenden Schulleiterin Nicole Guthier und Markus Göldner, dem Vorsitzenden des Fördervereins, moderiert wurden und jeweils unter speziellen Gesichtspunkten standen.
„Die Schule hat mich immer unterstützt“
Jürgen Mescher ging mit Rode in erster Linie auf dessen sportlichen Werdegang ein und stellte dabei auch die enge Verbindung zum Goethe-Gymnasium her. Dabei erfuhren die über 100 Zuhörer auch, dass der Blondschopf eigentlich nur am „Goethe“ gelandet ist, weil viele seiner Freunde aus seinem Heimatort Hähnlein damals genau an diese Schule gewechselt sind. Eine richtige Entscheidung, so Rode. „Die Schule hat mich immer unterstützt. Ich hatte hier gute Lehrer und habe sehr gute Freunde gefunden, die mich damals auch unterstützt haben, wenn es galt, etwas nachzuholen, das ich wegen meiner fußballerischen Verpflichtungen versäumt habe“, stellt der zweifache Familienvater dem „Goethe“ ein sehr gutes Zeugnis aus.
Das Goethe-Gymnasium war es auch, das Rode die Chance bot, sein Abitur im gewohnten Umfeld zu erreichen. Der Mittelfeldspieler hatte in der elften Klasse seinen ersten Profivertrag bei den Offenbacher Kickers unterschrieben, die nahmen aber keine Rücksicht auf dessen Schulzeiten und trainierten in der Regel nur morgens, so dass er sich nicht für einen Platz im Kader der Senioren empfehlen konnte. Dies führte zu einem Schulwechsel Rodes nach Offenbach, der fußballerisch zunächst auch durchaus erfolgreich war. Er konnte jetzt mit den Profis trainieren, wurde im ersten Saisonspiel eingewechselt und absolvierte dann auch elf Spiele, ehe ihn ein Kreuzbandriss außer Gefecht setzte. „Da merkt man dann, wie schnell das alles vorbei sein kann und wenn man dann mehr oder weniger allein in Offenbach ist, auf Krücken geht und in einer Wohnung lebt, die dafür alles andere als geeignet ist, dann macht man sich so seine Gedanken.“
Einer dieser Gedanken war, privat Kontakt mit seinem ehemaligen Schulleiter und Tutor aufzunehmen und zu fragen, ob denn eine Rückkehr an die alte Schule möglich wäre, obwohl der Schulbetrieb schon am Laufen war. Jürgen Mescher machte dies möglich und so konnte Rode seine Schulzeit im Jahr 2010 mit dem Abitur erfolgreich beenden.
Danach folgte eine Profikarriere mit den Stationen Eintracht Frankfurt, Bayern München und Borussia Dortmund, in der Rode einige Titel feiern konnte, in der ihn aber auch vielen Verletzung immer wieder zurückwarfen. Nach seiner ersten Phase bei Eintracht Frankfurt folgte 2014 der Wechsel zum FC Bayern München. Ein zweijähriges Gastspiel, für das Rode „ewig dankbar“ ist.
Dort traf er mit Pep Guardiola auch auf den Trainer, den er als den besten bezeichnet, den er je hatte. „Das tägliche Training in einer Weltauswahl mit Spielern wie Thomas Müller, Philipp Lahm, Robert Lewandowski oder Manuel Neuer hat mich enorm weitergebracht und Pep Guardiola war dazu der beste Coach, den man sich vorstellen kann“, erinnert er sich sehr gerne an die zwei Jahre in der bayrischen Hauptstadt zurück.
„Menschlich hat Thomas Tuchel seine Ecken und Kanten“
Nicht ganz so positiv fiel dann der Rückblick auf seine zwei Jahre bei Borussia Dortmund aus, dem Club, dem er als Fan früher immer die Daumen gedrückt hat. Der damalige BVB-Trainer Thomas Tuchel wollte Rode unbedingt als Spieler haben, ließ ihn dann nach eher durchwachsenen Spielen schnell fallen und dazu verletzte sich der Mittelfeldspieler auch erneut schwer. Fachlich hält Rode im Rückblick immer noch viel von Thomas Tuchel, „menschlich hat er aber seine Ecken und Kanten und das ist dann auch der Grund, warum er bei seinen Clubs immer wieder aneckt, wie jüngst beim FC Bayern München“, so Rode.
Es folgte schließlich die Rückkehr zu Eintracht Frankfurt, dort fasste er nach überstandener Verletzung schnell wieder Fuß, avancierte im Laufe der Zeit auch durch seinen bedingungslosen Einsatzwillen und seine Nähe zu den Fans zum Publikumsliebling und führte die SGE schließlich am 18. Mai 2022 in Sevilla zum Gewinn der Europa-League. „Ein einmaliges Erlebnis, das für den Verein, die Region und natürlich die Fans etwas ganz Besonderes war und ich durfte Kapitän dieser Mannschaft sein. Das bleibt für immer“, erinnert er sich gerne an den persönlichen Höhepunkt seiner Karriere als Fußballprofi zurück.
Doch Sebastian Rode kann mehr als nur Fußball. Der Bensheimer engagiert sich schon seit vielen Jahren in sozialen Bereichen und darauf ging Schulleitungsmitglied Nicole Guthier im Gespräch mit Rode näher ein. So ist er schon seit zwölf Jahren als Botschafter für Gewaltprävention des Landes Hessens tätig und besucht dort Kinder und Jugendliche, die keine so behütete Kindheit wie er selbst erleben konnten. Außerdem engagiert er sich in der Region für den Hospiz-Verein, die Sterntaler oder die Tour de Montana – „und was sonst noch so anfällt“.
Den Sport und vor allem das Fußballspiel sieht der ehemalige Profi dabei als wichtiges Element, im sozialen Bereich etwas bewegen und Menschen näher zusammenbringen zu können. „Fußball ist meiner Meinung nach die am einfachsten zu spielende Sportart. Du brauchst außer einem Ball nicht viel, selbst die Sprache spielt keine große Rolle und das kann verbinden.“
Nicole Guthier hakte hier ein und fragte nach, wie Schule denn soziale Verantwortung stärken könne. Rode sieht hier die Lehrer in einer ganz wichtigen Rolle und Verantwortung, denn neben der Stoffvermittlung sei es auch wichtig, Eigenschaften wie Respekt, Demut, Zuverlässigkeit und Disziplin zu vermitteln. „Ich hatte zum Glück von der Grundschule an Lehrer, die mir das vermittelt haben und das hatte dann sicherlich auch positiven Einfluss auf meine Entwicklung.“
„ . . . dann werde ich Markenbotschafter der Eintracht“
Das Leben nach dem Leistungssport stand schließlich im dritten Drittel der 90-minütigen Talkrunde auf dem Programm und dort wurde im Gespräch mit Markus Göldner vom Förderverein deutlich, dass sich der Ex-Profi schon während seiner aktiven Zeit auf das Leben nach dem Leistungssport vorbereitet hat. So ist er im Besitz der B+ Trainerlizenz und studiert gerade an der Uni St. Gallen im Bereich Sportmanagement. Ob der Weg dann in der Zukunft auf die Trainerbank oder ins Management führen wird, das hält sich Sebastian Rode offen. „Beides ist vorstellbar, und wenn es gar nix wird, dann werde ich Markenbotschafter für die Eintracht“, sagt er mit seinem bekannten verschmitzten Lächeln im Gesicht.
Seinen Abschied vom Profifußball habe er bewusst so früh bekannt gegeben, wollte er doch den richtigen Zeitpunkt finden und nach seinen vielen Verletzungen in der Zeit danach noch fit sein. „Ich bin da mit mir im Reinen, es war die richtige Entscheidung und der richtige Zeitpunkt. Es ist ja nicht so, dass mir plötzlich langweilig wird mit meiner Familie, meinem Studium und den ganzen Bereichen, in denen ich mich noch engagiere. Meine Frau hat mich schon darum gebeten, dass es nicht noch mehr wird“, gilt der Fokus in den kommenden Jahren in jedem Fall der Familie.
Ein neues Betätigungsfeld hat sich aber in den letzten Monaten dann doch noch eher überraschend aufgetan. Von Seiten der Frankfurt Galaxy ist man auf Sebastian Rode zugegangen und hat ihn gefragt, ob er sich ein Engagement im Bereich American Football vorstellen könne. Nun ist er ein Gesellschafter des Clubs, der in den 1990er Jahren zu den Aushängeschildern der Sportart in Europa zählte.
Die Entwicklung des Vereins, wie auch die der Eintracht, wird Sebastian Rode ab dem 6. Oktober für zwei Monate dann aber aus der Ferne beobachten. Da begibt er sich mit seiner Familie mit dem Camper zu einem Road-Trip durch Neuseeland. Eine Reise, auf die er sich sehr freut und bei der er sich dann ganz seiner Familie widmen kann. BA, 18.09.2024